VORDERES KREUZBAND

Das Vordere Kreuzband stabilisiert das Knie vor allem bei Rotationsbewegungen. Es reisst meist bei Risiskosportarten wie Ballspielsport (Fußball, Handball …) oder Skifahren. Meist handelt es sich um ein Nichtkontakttrauma – d.h. die Verletzung entsteht bei den Ballsportarten meist ohne „Gegner“-Kontakt. Die meisten Patienten verspüren und hören bei der Verletzung einen „Knacks“ im Knie. Danach schwillt das Knie in den nächsten Stunden zunehmend an. Isolierte Vordere Kreuzbandrisse schmerzen nicht sonderlich – die Ballsportler spielen oft noch für kurze Zeit weiter, bis sie wegen eines Instabilitätsgefühls oder zunehmender Schwellung aufhören. Ist zeitgleich ein Meniskus oder ein Seitenband gerissen, so bestehen in der Regel deutlich stärkere Schmerzen.

Die Diagnose eines gerissenen Vorderen Kreuzbandes wird durch die körperliche Untersuchung gesichert. Der Vordere Schubladentest oder Lachmantest ist positiv, d.h. der Unterschenkel kann gegen den Oberschenkel vermehrt nach vorne gezogen werden.Bei frischen Verletzungen ist in der Regel der Lachman-Test (Video – Lachman-Test) (20° Kniebeugung) verlässlicher als der klassische Vordere Schubladen-Test (90° Kniebeugung). Das Röntgenbild ist in der Regel unauffällig. Manchmal zeigt sich im Röntgenbild ein knöcherner Kreuzbandausriß (v.a. bei Kindern). In der Kernspintomographie lässt sich ein Vorderer Kreuzbandriss relativ sicher nachweisen – bei frischen kompletten Rissen sieht die Kernspintomographie jedoch häufig „fälschlicherweise“ einen Teilriss.

Komplette Risse des Vorderen Kreuzbandes verheilen nicht durch Ruhigstellung. Um ein stabiles Knie zu erhalten muß operiert werden: bei Bandriß muß ein Sehnenersatz verwendet werden, bei knöchernem Ausriss muß das knöcherne Fragment refixiert werden. Der Sehnenersatz nennt sich zwar Bandplastik – hat mit Kunststoff jedoch nichts zu tun – es ist ein plastischer Eingriff. Für den Bandersatz gibt es verschiedene Möglichkeiten: synthetische Bänder haben langfristig das Risiko des erneuten Risses und die Gefahr, dass kleinste Partikel freigesetzt werden, die das Gelenk reizen, Allografts (Fremdtransplantate) haben das relativ seltene Risiko der Übertragung von Bakterien oder Viren. Am häufigsten werden eigene Sehnen verwendet: entweder Semitendinosus- und Gracilis-Sehne oder ein Teil der Patellasehne oder ein Teil der Quadizepssehne.

Wir implantieren in der Regel die Semitendinosussehne arthroskopisch als Vierfachstrang oder Semitendinosus- und Gracilissehne zusammen als Vierfachstrang. Bei Rezidivoperationen verwenden wir Semitendinosus-Gracislissehne der Gegenseite oder mittleres Patellasehnendrittel der gleichen Seite. Allografts verwenden wir nur bei mehrfachen Voroperationen.

OP-Technik mit Semitendinosus-Gracilissehne (Bilder-Quelle: Arthrex)

1. Arthroskopisches Legen des tibialen Bohrkanals mit Zielbohrgerät

2. Legen des femoralen Bohrkanal mit Ziellbohrgerät

2. Legen des femoralen Bohrkanal mit Ziellbohrgerät

2. Legen des femoralen Bohrkanal mit Ziellbohrgerät

3. Legen eines transfemoralen Drahtes

4. Ersetzen des transfemoralen Drahtes mit einem flexiblen Draht

5. Ausleiten des flexiblen Drahtes durch beide Bohrkanäle

6. Der Sehnenersatz wird in das Knie gezogen

7. Verankerung femoral mit resorbierbaren Pin

7. Verankerung femoral mit resorbierbaren Pin

8. Verankerung tibial mit resorbierbarer Schraube

8. Verankerung tibial mit resorbierbarer Schraube

In den letzten Jahren werden zunehmend Semitendinosus-Gracilissehne in Doppelbündeltechnik implantiert, d.h. es werden sowohl in Schienbeinkopf, als auch Oberschenkelknochen jeweils zwei Bohrkanäle angelegt, um das Doppelbündel des normalen Vorderen Kreuzbandes nachzuahmen. Es gibt bislang keinen Beweis der Überlegenheit der Doppelbündeltechnik gegenüber der Einzelbündeltechnik. Probleme können jedoch bei einer späteren Zweit-Operation entstehen, da eine erneute Verankerung im mehrfach durchbohrten Knochen erschwert ist.