ARTHROSE

Fast jeder Mensch hat einmal Gelenkbeschwerden
Nahezu jeder Mensch bemerkt in seinem Leben Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken. Falls die Beschwerden längere Zeit anhalten, sollte die Ursache geklärt werden. Bei jungen Menschen findet sich in der Regel eine äußere Ursache für die Beschwerden, beispielsweise ein Unfall oder eine Gelenküberlastung. Normalerweise können diese Beschwerden gut und erfolgreich behandelt werden indem die ursächliche Störung beseitigt wird, wie beispielsweise ein Meniskusriss oder eine falsche Belastung.

Arthrose häufige Ursache
Im Gegensatz dazu fehlt bei Gelenkbeschwerden im fortgeschrittenem Lebensalter meist eine ursächliche Beziehung zu einem von außen einwirkenden Reiz oder einer Verletzung. Geht man den Beschwerden auf den Grund, so ergibt sich als Ursache häufig die Diagnose eines Gelenkverschleißes, einer Arthrose. Eine äußere Ursache für diesen Verschleiß kann oft nicht gefunden werden. Dieser Gelenkverschleiß ist in Westeuropa eine Volkskrankheit, die einerseits durch das zunehmende Lebensalter und andererseits durch eine ungesunde Lebensweise begünstigt wird. Häufig sind große Gelenke, z.B. Schulter-, Hüft- oder Kniegelenk, aber auch die Fingergelenke oder die Wirbelsäule betroffen.

Ursache muss geklärt werden
Die Diagnose ist entscheidend für das weitere Vorgehen und wird in der Regel durch eine Erhebung der Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung und eine Röntgenuntersuchung gestellt. Röntgen-Zeichen der Arthrose (die im Frühstadium fehlen können!) sind Gelenkspaltverschmälerung, subchondrale Sklerosierung sowie Geröllzysten und Osteophyten. In Ausnahmefällen kann eine kernspintomografische Untersuchung oder eine Labordiagnostik bei Verdacht auf eine entzündlich- rheumatische Erkrankung sinnvoll sein.

Behandlung immer zunächst nicht- operativ
Das Ziel der Therapie ist immer die Wiederherstellung der schmerzfreien Gelenkfunktion. Es können unterschiedliche Stadien der Arthrose differenziert werden, wie die klinisch stumme, die aktivierte (= „entzündete“) oder die klinisch manifeste, dekompensierte Arthrose mit Dauerschmerz. In frühen Stadien der Arthrose ist eine konservative, d.h. nicht operative Behandlung in der Regel erfolgversprechend. Diese beinhaltet Physiotherapie („Krankengymnastik“) zum Erhalt oder zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Stabilität des betroffenen Gelenks und weitere medico- physikalische Anwendungen, wie Wasser-, Strom- oder Ultraschallbehandlungen. Regelmäßige und maßvolle Belastung ist für Patienten mit Arthrose sinnvoll. Es sollten Sportarten ausgewählt werden, die gleichmäßige Bewegungsabläufe beinhalten (z. B. Schwimmen,Rad fahren, Fahrradergometer, Wandern, Gymnastik, Skiwandern). Das Training sollte stets im schmerzfreien Bereich durchgeführt werden. Sportarten mit extremen und nicht erprobten Bewegungen, raschen Bewegungsabläufen, großer Impulsbelastung sowie sämtliche Kontaktsportarten mit einer hohen Verletzungsgefahr sind abzulehnen (z. B. Tennis, Squash, Fußball und übrige Mannschaftsballsportarten, Kampfsportarten, Sprungdisziplinen,Eislauf, Bergwandern). Bedingt geeignet sind z. B. Golf, Reiten, Jogging, alpiner Skilauf. Auch der kurzfristige Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten kann bei hoher Entzündungsaktivität des Gelenks sinnvoll sein. Die Wirksamkeit perkutan applizierter NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika – wie z.B. Diclofenac) bei der Therapie der Arthrose am Knie oder der Hand wurde in mehreren Studien, systematischen Übersichten und Metaanalysenhinsichtlich Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung untersucht. Die Ergebnisse zeigen die Überlegenheit von NSAR gegenüber Plazebo. Im Vergleich zu oral verabreichten NSAR scheint die Wirksamkeit von topisch applizierten NSAR geringer zu sein. Die intraartikuläre Injektion von Glukokortikosteroiden ist lediglich bei entzündeten Arthrosen mit akuter Schmerzexazerbation, die auf andere therapeutische Maßnahmen nicht ansprechen und auch da nur befristet, indiziert. Die Wirkung wird hierbei sowohl durch das Abpunktieren der Synovialflüssigkeit mit den darin enthaltenene Entzündungsmediatoren als auch durch die antiphlogistische Wirkung des Glukokortikosteroids erzielt. Oft sind daneben orthopädische Zurichtungen an den Schuhen hilfreich. Im entzündungsfreien Intervall kann der Versuch des „Knorpelschutzes“ z.B. durch Hyaluronsäure-Injektionen unternommen werden. In jedem Fall gilt aber, dass die Wirksamkeit nicht vorhergesagt werden kann und ein „Wiederaufbau“ des zerstörten Knorpel nicht möglich ist.

Operative Behandlung als letzter, aber erfolgreicher Schritt
Falls alle nicht- operativen Maßnahmen ohne Erfolg geblieben sind und die Schmerzen persistieren, kann dem Patienten der Gelenkersatz durch eine Operation angeboten werden. Die beklagten Beschwerden sind in diesen Fällen in der Regel so stark, dass die Patienten eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität erleiden. Beispielsweise sind alltägliche Verrichtungen wie Spaziergänge, leichte Arbeiten oder Hausarbeit nicht oder nur unter Schmerzen möglich. In diesen Fällen ist der Ersatz des betroffenen Gelenkes durch ein „Kunstgelenk“, eine Endoprothese, sinnvoll und in hohem Maße erfolgreich. Der künstliche Gelenkersatz an Knie und Hüfte ist den schweren, fortgeschrittenen Arthrosen vorbehalten. Die Indikation zu einem endoprothetischen Gelenkersatz besteht dann, wenn der Patient aufgrund fortschreitender Beschwerdesymptomatik und frustraner konservativer Behandlung eine Therapie benötigt und aufgrund des klinischen und radiologischen Befundes gelenkerhaltende Operationen nicht mehr erfolgversprechend sind . Aufgrund der begrenzten Haltbarkeit künstlicher Gelenke sollte insbesondere bei jüngeren Patienten die Indikation zur Endoprothetik streng gestellt werden. In bestimmten Situationen kann aber die fortschreitende Gelenkdestruktion den operativen Eingriff technisch erschweren, so dass dieser nicht um jeden Preis hinausgezögert werden darf. Bei sportlich aktiven Patienten sollte die Frage der Weiterführung der Sportart bereits präoperativ mit dem Operateur besprochen werden.

Individuelle Entscheidung
Weil jeder Mensch unterschiedliche Ansprüche und Wünsche an eine Behandlung hat, ist die Arthrosetherapie in jedem Stadium der Erkrankung eine Einzelfallentscheidung. Aus diesen Gründen ist die Wahl der geeigneten Therapie immer individuell und soll im Einvernehmen zwischen Patienten und Arzt geplant und entschieden werden. Falls man sich für einen operativen Eingriff entscheiden muss, kann in der Regel eine schmerzfreie Funktion der Hüfte, des Knies der Schulter bei altersgemäßer Belastbarkeit wiederhergestellt werden.

Weiterführende Informationen:
www.akdae.de