KNOCHENMARKÖDEM
Knochen sind kein „lebloses“ Stützgewebe, sondern sind sehr gut durchblutet. Knochen haben im Innern ein schwammartig aufgebautes System aus feinen Knochenbälkchen – die Spongiosa. In den Hohlräumen des von den Spongiosabälkchen gebildeten „Schwammes“ befindet sich das Knochenmark. Im Knochenmark werden fast alle Blutzellarten des Menschen gebildet. Es füllt die Hohlräume der Knochen. Im Durchschnitt besitzt ein Erwachsener etwa 2.600 g Knochenmark, entsprechend 5 % des Körpergewichts. Im Knochenmark befindet sich circa 10 % allen Blutes des Körpers. Beim Knochenmarködem handelt es sich um eine Flüssigkeitsvermehrung im Knochen.
Knochenmarködem im MRT (Quelle: Radiologie im Dürerhof Bayreuth)
Röntgenbilder und Ultraschall können ein Knochenmarködem (BME = bone marrow edema) nicht darstellen. Die Diagnose erfolgt durch eine Kernspintomographie (MRT). Dort lassen sich entsprechende Signalveränderungen feststellen – im abgebildeten MRT zeigen sich im schwarzen Knochen weiße Flecken als Zeichen einer Flüssigkeitseinlagerung. Die Diagnose BME ist ein relativ neues Krankheitsbild, dessen Diagnose erst durch die Einführung der Kernspintomographie möglich war.
BME können „mechanisch“ verursacht sein, also z.B. nach einer Kniegelenksverletzung auftreten, als Folge einer Krafteinwirkung auf den Knochen. Diese Art von Knochenmarködem nennt sich bone bruise. Es handelt sich um kleinste Brüche der Spongiosa, die auf einem normalen Röntgenbild nicht sichtbar sind. Jeder Kreuzbandriss verursacht z.B. einen mehr oder weniger großen bone bruise. Abhängig von den Ausmaßen dieses bone bruises müssen die Patienten evtl. einige Wochen Krücken benützen, damit dieser bone bruise abheilen kann. Eine weitere Ursache für ein mechanisches BME ist Überlastung, im Sinne eines Streß-Knochenmarködems. Dies kann z.B. bei Marathonläufern nach übermäßigem Training auftreten und die Vorstufe zu einem Übermüdungsbruch sein. Schonung beseitigt dieses Überlastungsproblem.
Reaktive BMEs treten im Rahmen eine Arthrose auf. In Angrenzung des geschädigten Gelenkknorpels kommt es zu einer Flüssigkeitseinlagerung im Knochen. Entsprechende Arthrosetherapie mit Teilbelastung, Medikamenten und Physiotherapie vermindert das BME, mit Abklingen der Arthrosebeschwerden.
Das ischämische BME ist wahrscheinlich Folge einer Durchblutungsstörung in der Endstrombahn (Arteriolen, Venolen, Kapillaren). Sie hat nichts mit einer allgemeinen Durchblutungsstörung eines Beines zu tun, sondern beschränkt sich lediglich auf ein Knochenareal.
Betroffen vom ischämischen BME sind meist Patienten vom 40. bis 60. Lebensjahr. Es treten plötzlich starke einseitige Knieschmerzen auf, ohne Hinweis auf eine Ursache – keine Überlastung, keine Verletzung. Das Röntgenbild zeigt in der Regel keine Auffälligkeiten. Das Gelenk ist zunächst nicht übermäßig geschwollen. Die Schmerzen treten nicht nur bei Belastung auf, sondern auch nachts. Auffallend ist bei der Untersuchung des Knies meistens ein Klopfschmerz am Knochen – entweder am Schienbeinkopf, oder an der Oberschenkelrolle.
In der Regel handelt es sich beim ischämischen BME um eine sich selbst begrenzende Erkrankung, mit einer Dauer von 4 bis 12 Monaten, durchschnittlich 6 Monate. Ein Teil dieser BMEs entwickelt sich jedoch zu einer zunehmenden Nekrose, d.h. zu einer zunehmenden Zerstörung der Gelenkfläche des Knies. Die Folge ist dann ein Oberflächenersatz – ein künstliches Gelenk.
Die Therapie des ischämischen BMEs besteht in Teilbelastung an Unterarmgehstützen für mindestens 6 Wochen zur Schonung des betroffenen Gelenks. Danach sollte mit MRT der weitere Verlauf kontrolliert werden, evtl. dann mit zunehmender Belastung. Spezielle durchblutungsfördernde Medikamente sollen das betroffene Areal wieder regenerieren. Eine Operation mit Anbohrung kann zur Druckentlastung und Revaskularisierung des betroffenen Knochenanteils führen.
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