REHABILITATION NACH ROTATORENMANSCHETTENREKONSTRUKTION

1. Informationen für den Patienten:

Im nachfolgenden Text gelten die Zahlen in Klammer für große Risse. Welche Zeitangaben für Sie gelten wird Ihnen nach der Operation mitgeteilt.

Das Risiko für einen erneuten Rotatorenriß liegt bei ca. 20%. Fast alle diese erneuten Risse ereignen sich in den ersten 6 Monaten. Deswegen kein Krafttraining in den ersten 6 Monaten!

In den ersten 6 (8) Wochen tragen Sie den Fixierungsverband Tag und Nacht. Die Schlaufen um den Oberarm und den Unterarm sollten nicht zu fest zugezogen werden, damit es nicht zu einer Stauung des Blutflusses kommt. Ab dem OP-Tag sollten Sie aktiv die Hand bewegen, und den Ellbogen beugen und strecken, damit die Durchblutung gebessert wird. Deswegen sollten Sie die Schlaufe um den Unterarm mehrfach täglich öffnen. Bitte schließen Sie die Schlaufe um den Unterarm nachts. Sie können den Fixierungsverband zum Duschen und Waschen abnehmen, solange Sie den Arm dabei nur hängen lassen. Die ersten Tage werden schmerzhaft sein. Wir haben Ihnen deswegen Schmerzmittel mitgegeben, das Sie in Absprache mit Ihrem weiterbehandelnden Arzt einnehmen sollten.

Reha nach Rotatorenmanschettenrekontruktion – Table Slides

Beginnen Sie ab dem zweiten Tag (ab der 4.Woche) nach der Operation mit sogenannten Table- Slides: Die Hand der operierten Seite auf ein Blatt Papier legen und den Arm auf dem Tisch im schmerzfreien Bereich gleiten lassen.

Reha nach Rotatorenmanschettenrekontruktion – Schulterblatt aufrichten

Ab den zweiten Operationstag können sie auch aktiv das Schulterblatt nach hinten ziehen.
Mit hängendem Arm das Schulterblatt nach hinten ziehen und 10- mal hintereinander.

In den ersten 6 (8)Wochen sollten Sie den operierten Arm nicht belasten und das Schultergelenk nicht aktiv bewegen. Das bedeutet: Kein Heben, kein Tragen, kein Abstützen, kein Auto fahren. Sie können in dieser Zeit selbstverständlich Training für den restlichen Körper durchführen, d. h. z. B. den anderen Arm oder die Beine trainieren.

Der weiterbehandelnde Arzt wird ca. alle 3 – 4 Tage Wundkontrollen durchführen. Die Fäden werden nach ca. 2 Wochen entfernt. Bitte suchen Sie umgehend Ihren Arzt auf, wenn Rötung, Schwellung, erhöhte Temperatur, Dauerschmerz, abnehmende Beweglichkeit auftreten.

Vermeiden Sie in den ersten 3 WochenWärmeeinwirkung (keine Sauna, keine übermäßige Sonnenbestrahlung), da es sonst zu einer Schwellung kommen kann. Sie sollten bis zum Entfernen der Fäden möglichst kein Wasser auf die Wunde bringen, da sonst Infektionsgefahr besteht. Sie können zum Duschen in dieser Zeit wasserdichtes Pflaster verwenden, sollten dieses jedoch nach dem Duschen wieder gegen ein luftdurchlässiges Pflaster austauschen, um die Wundheilung nicht zu stören.

Ein Einsatz der Hand und des Unterarms beim Essen ist erlaubt (der oberer Gurt bleibt locker geschlossen). In den ersten 12 Wochen Vorsicht beim Ankleiden (v.a. bei Hosenhochziehen und Hemdanziehen).

Eine Kontrolluntersuchung bei uns ist eventuell nach ca. 3 Wochen vereinbart.
Ab der 7. (9.) Woche nach der Operation können Sie den Fixierungsverband ablegen und aktiv bewegen, jedoch keine Gewichte heben. Sie können jetzt  z. B. leichte Tätigkeiten im Haushalt in Tischhöhe durchführen.

Autofahren sollten Sie erst, wenn Sie den Arm schmerzfrei koordiniert bewegen können.

Reha nach Rotatorenmanschettenrekontruktion – Passive Aussenrotation mit Stock

Sie können ab jetzt auch den operierten Arm mit einem Stock sanft nach außen drehen. (kein Krafteinsatz am operierten Arm!)

Sie können auch die Therapie mit dem Seilzug beginnen. Befestigen Sie mit dem gesunden Arm den Seilzug zwischen Tür und Türrahmen. Bitte sorgen Sie dafür, dass die Tür während der Übungen nicht aus Versehen geöffnet werden kann. Ziehen Sie mit dem gesunden Arm den operierten Arm sanft nach oben – nur im schmerzfreien Bereich. Es darf mit dem operierten Arm keine Kraft ausgeübt werden. Halten Sie ihn 10 Sekunden oben, danach wieder absenken, und dies zehnmal wiederholen, dreimal am Tag. Beenden Sie die Übung falls Schmerzen auftreten.

Bitte heben Sie auch den operierten Arm mit dem gesunden Arm im Liegen hoch.

Sie können auch mehrmals wöchentlich ins Schwimmbad. Jedoch nicht zum Schwimmen, sondern zum Gehen im schultertiefen Wasser. Bewegen Sie dabei den Arm im Wasser im schmerzfreien Bereich.

Falls Sie nach 6 oder 9 Wochen zur ambulanten oder stationären Reha gehen: „Weniger“ ist „Mehr“!!Die Reha dient nur zur Mobilisierung. Führen Sie keinesfalls Übungen gegen Widerstand durch. Sie riskieren einen erneuten Riss.

Ab der 10. (12.) Woche können Sie im schmerzfreien Bereich Übungen mit dem Seilzug hinter dem Rücken durchführen.


Die rekonstruierte Sehne benötigt 12 (16) Wochen bis sie soweit gefestigt ist, dass sie wieder mit leichten Gewichten belastbar ist. Lassen Sie sich nicht von einer frühzeitigen Schmerzfreiheit dazu verleiten, zu früh zu belasten. Sie riskieren sonst einen erneuten Riss der Rotatorenmanschette.

Reha nach Rotatorenmanschettenrekontruktion – Kräftigung Aussenrotatoren

Ab der 13. (17). Woche kann leichtes Krafttraining durchgeführt werden. z.B. mit elastischen Bändern. Beginnen Sie mit geringer Belastung (z.B. gelbes Theraband).

Training Außenrotatoren: Das elastische Band in Taillenhöhe an der Wand befestigen. Den Arm an der Seite halten, den Ellbogen 90° beugen, den Arm nach außen drehen. 10 Sek. halten, 10 Sek. Pause, 10 mal hintereinander.

Reha nach Rotatorenmanschettenrekontruktion – Kräftigung Innenrotatoren

Training Innenrotatoren: Das elastische Band in Taillenhöhe an der Wand befestigen. Den Arm an der Seite halten, den Ellbogen 90° beugen, den Arm nach innen drehen. 10 Sek. halten, 10 Sek. Pause, 10 mal hintereinander

Reha nach Rotatorenmanschettenrekontruktion – Rudern mit elastischem Band

Rudern: Im Sitzen oder Stehen, Ellbogen beugen und das elastische Band nach hinten ziehen und dabei die Schulterblätter zusammendrücken. 10- mal hintereinander, 1 Min. Pause, nochmals 10- mal hintereinander.

Es besteht normale körperliche Belastbarkeit und Arbeitsfähigkeit für leichtere Tätigkeiten. Schwere Gewichte sollten erst ab dem 7. (13.) Monat nach Operation gehoben werden. Eine Besserung von Kraft und Beweglichkeit können Sie bis zum Ende des 12. (15.) Monats nach Operation erwarten.

2. Information für den Physiotherapeuten:

Die Rekonstruktion der Rotatorenmanschette wird in der Regel mit transossären, nicht resorbierbaren Nähten (Arthrotunnel der Fa. Tornier) und/oder resorbierbaren Fadenankern durchgeführt. Der Schwachpunkt in der Rehaphase ist nicht die knöcherne Verankerung, sondern die Ausreißfestigkeit der Fäden aus der meist degenerativ veränderten Sehne. Die Sehne ist frühestens nach 12 Wochen an den Humeruskopf angewachsen.

In den ersten 6 Wochen sollte deswegen nur closed chain-Übungen im Sinne von Table Slides durchgeführt werden, sowie isometrische Skapulaübungen zur Korrektur pathologischer Innenrotation der Skapula (insbesondere M. serratus anterior und M. rhomboidei) und Dehnung des verkürzten M.pectoralis minor, sowie Haltungsschulung zum Ausgleich der Innenrotationshaltung.

Aktiv- assistierte Mobilisierung ohne Widerstand ab der 7. (9.) postoperativen Woche. Aktive Mobilisierung ab der 8. (10.) postoperativen Woche.

Eine Mobilisierung gegen Widerstand sollte erst ab der 13. (15.) Woche erfolgen. Bei Subscapularisrekonstruktionen sollte 6 Wochen lang die passive Außenrotation nur bis 0° erfolgen, die passive Abduktion bis 60°.

Bei zusätzlich durchgeführten Bizepssehnentenodesen sollte 12 Wochen keine Bizepsbelastung gegen Widerstand erfolgen und keine kraftvolle Supination.

Volle Belastbarkeit bei kleinen Rissen frühestens ab dem 7. postoperativen Monat. Bei massiven Rissen volle Belastbarkeit erst nach 1 Jahr.

Das Risiko für einen erneuten Rotatorenriß liegt bei ca. 20%. Fast alle diese erneuten Risse ereignen sich in den ersten 6 Monaten. Deswegen Zurückhaltung mit Krafttraining in den ersten 6 Monaten!

Stand: Januar 2023