HÜFTENDOPROTHESEN - BEWÄHRTES UND NEUES

Die Arthrose („Gelenkverschleiß“) ist in den westlichen Ländern eine weit verbreitete Erkrankung, die in fortgeschrittenen Krankheitsstadien durch starke Schmerzen und Bewegungseinschränkung zu einem Verlust der Lebensqualität führen kann. Die Ursache ist in den meisten Fällen nicht bekannt. Als Therapie des Endstadiums der Erkrankung, also eines weitgehenden Knorpelverlustes, hat sich der Gelenksersatz bewährt. In Deutschland werden derzeit ca. 120.000 bis 150.000 künstliche Hüftgelenke pro Jahr implantiert.

 

Klinische Ergebnisse gut bis sehr gut

Die Ergebnisse nach der Operation sind als gut bis sehr gut für alle Lebensalter zu bewerten, da im Regelfall die Beschwerden fast vollständig zurückgehen. Der operative Eingriff dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten, die Patienten verlassen das Bett am ersten Tag nach der Operation und erlernen selbstständiges Gehen während des stationären Aufenthalts von 5- 12 Tagen. Daran schließt sich eine ambulante oder stationäre Rehabilitation von drei Wochen an. Man geht heute von einer Lebensdauer der künstlichen Gelenke von 10-20 Jahren aus. Danach kann es zu einer Lockerung oder Verschleiß des Gelenks kommen, was eine Wechseloperation notwendig machen kann.

 

Zementiert oder zementfrei?

Derzeitiger Goldstandard sind Prothesenschäfte mit einem ca. 15-20 cm langen Schaft. Diese Prothesen werden sowohl zementfrei als auch zementiert implantiert. Bei guter Knochenqualität ohne anatomische Besonderheiten ist die zementfreie Versorgung eine gute Alternative zur älteren aber sicheren Verankerung der Prothese mit Knochenzement. Mit beiden Methoden lassen sich sehr gute klinische Ergebnisse erzielen, wobei etwas mehr Knochensubstanz bei der Verwendung von Zement geopfert werden muss.

Klassische Schaftprothese mit keramischem Hüftkopf, Bildquelle: © Zimmer Germany GmbH

Neue Gleitpaarungen für lange Lebensdauer

Um den Verschleiß der Gelenke zu minimieren, wurden technisch verbesserte Gelenkpartner entwickelt und stehen uns zur Verfügung, bspw. hochvernetzte Polyethylene oder harte Materialpaarungen, wie Metall-Metall- oder Keramik-Keramikgleitpaarungen. Man erwartet von diesen neuen Entwicklungen eine weiter verlängerte Lebensdauer der Gelenke.

 

Neue Prothesenformen

Insbesondere bei jüngeren Patienten ist es wichtig Knochensubstanz zu erhalten. Dies kann durch „Kappenprothesen“ oder durch „Kurzschaftprothesen“ erfolgen. Die Vorteile der metallischen Kappenprothese bestehen darin, dass nur sehr wenig Knochen geopfert werden muss. Allerdings kommt diese Prothese wegen der Gefahr eines Oberschenkelhalsbruchs nur bei sehr guter Knochenqualität in Betracht. Weiterhin ist der Metallabrieb mit möglicher Allergisierung nachteilig. Kurzschaftprothesen schonen ebenfalls Knochensubstanz am Oberschenkel und setzen eine gute Knochenqualität voraus. Ihr Vorteil besteht darin, dass nahezu abriebfreie keramische Gleitpaarungen verwendet werden können. Dieser Prothesentyp in Verbindung mit einer minimalinvasiven OP- Technik (s.u.) ist derzeit unserer Meinung nach die optimale Versorgung für jüngere Patienten.

Kurzschaftprothese mit keramischer Gleitpaarung, Bildquelle: © Aesculap Germany

Schonung von Muskeln und Sehnen

Neben einer guten knöchernen Implantationstechnik ist die Schonung von Weichteilen- Muskeln, Sehnen, Bändern- für den Erfolg entscheidend. Durch vermindert invasive OP-Techniken („minimalinvasiv“) sind die Patienten schneller wieder fit und der Hautschnitt kann verkleinert werden. Da diese Technik erst wenige Jahre zur Verfügung steht, konnten langfristige Vorteile bislang allerdings noch nicht dokumentiert werden.

Zusammenfassung: Moderne Prothesen erlauben eine normale und weitgehend schmerzfreie Lebensführung. Die Lebensdauer des Kunstgelenks beträgt in der Regel weit mehr als 10 Jahre. Die Hüftprothese ist damit eine zuverlässige Behandlung für fortgeschrittene Stadien der Arthrose. Durch die Operation kann eine weitgehende Schmerzfreiheit und Beweglichkeit wiederhergestellt werden. Dies resultiert im Erhalt der Lebensqualität und der Selbstständigkeit.