PRÄVENTIONEN VON VORDEREN KREUZBANDRISSEN

Das Kniegelenk ist mit ca. 20% das am zweithäufigsten verletzte Gelenk nach dem Sprunggelenk. Eine der bedeutsamsten Kniegelenksverletzung ist der Riß des Vorderen Kreuzbandes. Die Häufigkeit der Vorderen Kreuzbandoperationen beträgt 34 pro 100.000 Einwohnern und 85 pro 100.000 Einwohnern in der Hochrisikogruppe der 15-19 Jährigen (1). Die Sportart ist entscheidend für das Risiko einer Vorderen Kreuzbandverletzung: In den Ballsportarten Fußball, Handball, Basketball, Volleyball ist das Risiko am Höchsten, sowie beim alpinen Skisport. Bei Frauen ist in diesen Sportarten das Risiko gegenüber den Männern 2-4fach erhöht. Der Grund für die erhöhte Wahrscheinlichkeit bei Frauen ist nicht ganz klar. Weibliche Kreuzbänder sind dünner, haben eine geringere lineare Steifigkeit und eine geringere Lastabsorption als männliche Kreuzbänder (2). Frauen zeigen eine verminderte Gelenkstabilität bei Translations- und Rotationsbewegungen unter Last (3). Der hormonelle Einfluß auf das Risiko der Kreuzbandverletzung ist nicht abschließend geklärt.

Entscheidend sind auch andere Einflüsse:  Aufgrund der hohen Bodenhaftigkeit und des vermehrten Körperkontakts besteht beim Hallenfußball gegenüber dem Fußball im Freien eine sechsfach erhöhte Wahrscheinlichkeit, sich zu verletzen. Im Wettkampf passieren doppelt so viele Unfälle wie im Training. Die Verletzungshäufigkeit nimmt jeweils im letzten Drittel einer Halbzeit bedingt durch Ermüdung deutlich zu.

Das Risiko, sich nach Vorderer Kreuzbandplastik das operierte Kreuzband wieder zu reißen, ist 5,8%, das Risiko, sich das gesunde Vordere Kreuzband der Gegenseite zu reißen, ist jedoch  doppelt so hoch: 11,8%. (7)

Ca. 70% der Vorderen Kreuzbandverletzungen sind Nicht-Kontakt-Verletzungen. Zwei Verletzungsmechanismen werden unterschieden:

  1. Stoppbewegungen, Richtungswechsel und Landungen bei stehendem Fuß und nahezu gestrecktem Kniegelenk.

  2. Der Sturz nach hinten bei gebeugtem Knie.

Die Valgusstellung mit einem erhöhten Knieabduktionsmoment spielt eine Rolle (4). Eine zusätzliche Rotation ist dabei weniger entscheidend. Aufgrund biomechanischer Analysen sind vorbeugende Trainingsmaßnahmen mit Schulung von Landungen unter höherer Kniebeugung und weniger Valgus (weniger X-Beinstellung) sinnvoll. Vier Elemente sind bei Präventionsprogrammen zu berücksichtigen (6):

  1. Kontrolle des Rumpfes – kein Schwingen des Oberkörpers zur Seite

  2. Trainieren der hinteren Muskeln des Beines – um ein kontrolliertes Landen in Beugung zu erreichen

  3. Beidbeinigkeit – möglichst Landung mit beiden Beinen ohne Dominanz eines Beines

  4. Keine Abweichung des Beines in X-Beinstellung

Ein bewährtes Trainingsprogramm steht als Download zur Verfügung.

Vorbeugung von Verletzungen des Knies und des Sprunggelenkes

 

  • (1) Granan LP et al: Development of a national cruciate ligament surgery registry: The Norwegian National Knee  Ligament Registry. Am Jports Med 2008; 36:308-315

  • (2) Stijak L, Herog RF, Schai P: Is there an influence of the tibial slope of the lateral condyle on the ACL lesion? A case-control study.Knee Surg Sports Traum Arthrosc 2008; 6:112-117

  • (3) Nguyen AD, Shultz SJ: Sex differences in the lower extremity posture.

    J Orthop Sports Phys Ther 2007;37:389-398

  • (4) Krosshaug T et al: Mechanisms of anterior cruciate ligament injury in basketball: video analysis of 39 cases. Am J Sports Med 2007; 35:359-376

  • (5) Junge A, Lamprecht M, Stamm H, Hasler H, Bizzini M, Tschopp M, Reuter H, Wyss H, Chilvers C, Dvorak J. Country-wide campaign to prevent football injuries in Swiss amateur players. Am J Sports Med 2010 Oct 17

  • (6) Hewett DE et al: Understanding and preventing acl injuries: current biomechanical and epidemiologic considerations- update 2010.N  Am J Sports Phys Ther. 2010 Dec;5(4):234-51

  •  (7) Wrigth RW,, Magnussen RA, Dunn WR, Spindler KP.:  Ipsilateral Graft and Contralateral ACL Rupture at Five Years or More Following ACL Reconstruction. A Systematic Review.  J Bone Joint Surg Am. 2011;93: 1159-65